Kunstausstellung
Solingen: 73. Bergische endet mit einem Donnerschlag
Konfetti-Kanone oder Granatwerfer? Die Perfomance-Skulptur von Émile V. Schlesser wird noch einmal schießen. Keiner weiß wann. Foto: Tim Oelbermann
Kunstausstellung wartet auf den finalen Schuss der Skulptur „Canons“. Die Schau selbst war ein Erfolg.
Die Skulptur „Canons“ von Émile V. Schlesser und ist ein zentraler Blickfang der 73. Bergischen Kunstausstellung. Der Künstler hat die Performance-Skulptur so programmiert, dass sie regelmäßig, aber zu unbekannten Terminen, goldenes Konfetti unter ohrenbetäubendem Lärm abschießt. „Auf den letzten Schuss warten wir noch“, sagt die Direktorin des Kunstmuseums, Gisela Elbracht-Iglhaut. (…)
Wann der finale Donnerschlag erfolgt, weiß auch sie nicht. „Canons“ aus dem Jahr 2019 stehe ganz symbolhaft für das, was die junge Kunst der aktuellen Bergischen Kunstausstellung ausdrücken wolle, erklärt die Direktorin. Sie suche den Dialog mit dem Publikum, fordere es heraus, sich mit der Kunst zu beschäftigen. „Die Solinger sind ein sehr offenes Publikum, deshalb hat die Ausstellung sehr gut funktioniert.“ (…)
Skulptur „Canons“ erinnerte ältere Besucherin an Kriegserlebnisse
Sie berichtet von viel Diskussion über Kunst. Natürlich auch zu “Canons“. Eine mehr als 80-jährige Besucherin habe ihr gesagt, das „Ding“ mache ihr Angst, es erinnere sie an die Bombenexplosionen aus dem Zweiten Weltkrieg. Man habe das lange besprochen, sagt die Direktorin. Auch habe sie erklärt, dass es dem Künstler darauf ankomme, den Kontrast zwischen geplanter Fröhlichkeit durch Konfetti und dem plötzlichen, unerwarteten Ausbruch von Kriegen aufzuzeigen. Dann sei die Angst der Bewunderung für die intellektuelle Tiefe der Skulptur gewichen. (…)
Elbracht-Iglhaut schaut bereits nach vorn. Im März 2020 tagt die Jury für die 74. Ausgabe der Ausstellung. Sie ist froh, dann wieder ein Team von Juroren zu haben, die als Größen der jungen Kunstszene ein „tolles Gespür“ für die Auswahl der Künstler habe.
Von Philipp Müller